Wie kommt es, dass unser Körper mit zunehmendem Alter weniger Wasser binden kann?
Bei Menschen höheren Alters liegt der Wasseranteil am Körpergewicht im Schnitt nur bei 45 bis 55 Prozent, während Babys noch bis zu 80 Prozent aufweisen. Der allmähliche Wasserverlust wird äußerlich an der Haut durch Falten sichtbar, er findet aber auch unter der Haut statt. Mit merklichen gesundheitlichen Folgen.
Beim Wasserhaushalt spielen die Hormone mit, dass erleben vor allem Frauen während des Zyklus und auch in und nach der Menopause. Aber es gibt weitere Faktoren.
Sicher ist es so, dass viele - vielleicht die meisten von uns - nicht ausreichend reines Wasser trinken. Aber oft hilft es auch nicht, einfach mehr zu trinken. Woran liegt das?
Das Bindegewebe - Spiegel unserer Gesundheit
Was wir wollen, ist ein saftiges, elastisches, anpassungsfähiges Gewebe. Das lässt die Faszien gut gleiten und vermindert das Verletzungsrisiko. Genügend Wasser im Gewebe ist wichtig für unsere Gesundheit. Auf die unterschiedlichen Funktionen des Wassers im Körper bin ich schon im ersten Blog-Artikel zum Wasser in unserem Körper eingegangen. Es gibt mehrere Studien zum „Schwamm-Effekt“ im Bindegewebe: Wie Faszienforscher Robert Schleip und seine Kollegen an der Uni Ulm herausgefunden haben, können sich Faszien, aus denen ein Teil des Wassers durch Dehnen herausgepresst wird, nach einer Erholungspause mit mehr Wasser „vollsaugen“ als dies zuvor der Fall war. Mehr dazu hier auf meiner Website.
Das zeigt: Dehnen kann helfen, um die Wasserspeicherung des Bindegewebes zu verbessern. Das spricht für Yoga zum Beispiel, oder aber auch für das langsame, genussvolle Räkeln - was die meisten von uns viel zu selten tun. Und es spricht selbstverständlich auch für's Rolfing...
Bewegung allgemein hilft, am besten abwechslungsreiche Bewegung. Denn Immobilisation, also das Ruhigstellen eines Körperteils wegen eines Knochenbruchs zum Beispiel oder aber das Dasein als Couch-Potatoe, hat eine geringere Wasserbindung (durch Moleküle/Proteoglykane wie Hyaluronsäure) zur Folge und eine Verfilzung des Bindegewebes.
Übersäuerung - auch die Faszien leiden
Nehmen wir aber mal an, Sie bewegen sich ausreichend und trinken auch genug Wasser. Was trägt noch dazu bei, dass wir mit zunehmendem Alter immer weniger Wasser in unserem Körper für all seine wichtigen Funktionen zur Verfügung stellen können?
Ganz entsscheidend ist unser Lebenstil. Rauchen, Alkoholkonsum, zu viel schlechte Säure-Bildner in der Nahrung, toxische Stoffe in Kosmetika, auch die allgegenwärtigen Gifte in Lebensmitteln und Atemluft führen zur Entstehung einer großen Menge an sogenannten freien Radikalen in unserem Körper. Freien Radikalen fehlt ein Elektron, weswegen sie auf Elektronen-Raubzug gehen. Dabei greifen sie auch die eigentlich für das Wasser gedachten Bindungsstellen im Körper an, beispielsweise von Hyaluronsäure und anderen wasserbindenden sogenannten Proteoglykanen. Dadurch verhindern sie, dass Wassermoleküle an diesen Stellen andocken.
Wenn zu viele freie Radikale im Körper auf Raubzug gehen, führt das zur sogenannten „Übersäuerung“. Biochemisch gesehen ist Übersäuerung gleichzusetzen mit Elektronenmangel oder oxidativem Stress. Dadurch leidet der Stoffwechsel im Gewebe, die Zellen werden nicht mehr ausreichend versorgt und Abfallprodukte auch nicht mehr gründlich abtransportiert. Dass diese Defizite zu allerhand Symptomen (Krankheiten) führen können, ist Allgemeinwissen. Ein Mangel an Elektronen bedeutet auch ein Mangel an Energie.
was können wir in der Praxis tun, im Alltag?
Unser Körper ist in jeder Sekunde eifrig dabei, freie Radikale zu neutralisieren, ist aber mit großer Sicherheit heutzutage überfordert. Womit kann man den Körper unterstützen? Zum Beispiel mit Antioxidantien. Vitamin C ist wohl das bekannteste, es gibt aber viele weitere: Resveratrol, Quercetin und Astaxantin zum Beispiel. Klar, auf jeden Fall nicht rauchen. Alkoholkonsum reduzieren und komplett auf raffinierten Zucker verzichten. Gegen Umweltgifte können wir uns nur begrenzt schützen. Auch wenn wir Bio-Produkte kaufen, sind sie belastet. Beispiel Glyphosat: Experten sagen, nur zehn Prozent davon kämen in dem Acker an, über dem es versprüht wird. Der Rest wird vom Wind verteilt.
Zur Übersäuerung trägt eine fleischlastige Ernährung bei, und allgemein sind tierische Proteinlieferanten schlechte Säurebildner. Eher mehr Nüsse, Hülsenfrüchte, Tofu. Viel saftiges, frisches Gemüse ist wichtig, das Wasser darin wird bestens vom Körper aufgenommen. Beim Obst Beeren und andere Sorten bevorzugen, die wenig Fruchtzucker enthalten. Und was das Getreide angeht, so wissen wir alle inzwischen, dass man Auszugsmehl meiden sollte.
Also, wir können uns Gutes tun durch möglichst basenreiche Bio-Ernährung und Vermeidung von Übergewicht, durch gesunde Bewegung (und sei es einstündiger Spaziergang am Tag), durch ein paar Vitamine und Mineralstoffe als Nahrungsergänzungsmittel. Nicht zu vergessen eine regelmäßige Entgiftung. Dabei sollten wir unserem Körper dringend helfen. Die Belastung ist zu groß geworden in den vergangenen Jahrzehnten. Zugleich hat der Nährstoffgehalt unserer Lebensmittel dramatisch abgenommen.
Am Altern und vermehrten Falten im Gesicht werden wir alle nicht vorbei kommen, aber wir können die Geschwindigkeit beeinflussen. Es geht ja auch um den Zustand im Inneren unseres Körpers.
Die Fähigkeit zur Wasserspeicherung im Körper wird höchstwahrscheinlich auch von der Art des Wassers beeinflusst, das wir trinken. Es gibt seit Jahrzehnten Forschungen vor allem in Asien, die
zeigen, dass zum Beispiel Quellwasser besser vom Körper aufgenommen werden kann als Leitungswasser. Woran liegt das und wie ist es zu begründen? Ein wichtiges, aber weitgehend ignoriertes Thema,
obwohl Wasser unser mit Abstand wichtigstes Nahrungsmittel ist!