Warum, denken Sie, ist in so gut wie jedem Fertigprodukt Zucker verarbeitet? Zucker kann konservieren, ja. Aber Zucker macht auch süchtig, das ist inzwischen erwiesen. Das freut die Lebensmittelindustrie, sie profitiert davon. Aber nicht wir Konsumenten! Manche Experten stufen Zucker mittlerweile als das gefährlichste Suchtmittel unserer Zeit ein. Brot, Gebäck, Nudeln, Süßgetränke. Zucker macht nicht nur süchtig, er macht krank.
Im Durchschnitt nimmt jeder Deutsche etwa 35 Kilogramm Zucker pro Jahr zu sich, in Österreich und in der Schweiz sind es sogar noch mehr! Wer seinen Körper mit ungesundem Zucker bombardiert, kurbelt ständig die Insulinproduktion an, was zu einer krankhaften Stoffwechselentgleisung führen kann - der Insulinresistenz. Die Insulinrezeptoren der Zellen machen schlapp, so dass keine Glukose mehr über sie in die Zelle befördert werden kann. Folgen wie Diabetes sind bekannt. Die Zuckerkrankheit Diabetes beginnt allerdings schon lange Zeit vor ihrer Diagnose mit einer Störung des Stoffwechsels. Zum Zeitpunkt der Diagnose hat der Zucker bereits die Nieren geschädigt, das Herz, das Gehirn und auch die Augen.
Lange Zeit galt zumindest Fruchtzucker als gesund. Was in Obst und Honig vorkommt, muss ja auch in größeren Mengen unbendenklich gesund sein - selbst für Diabetiker! Wieder mal ein Irrtum der Wissenschaft, der korrigiert werden musste. Heute weiß man, Fruchtzucker (Fruktose) in größeren Mengen ist extrem ungesund. Viele Sportgetränke, selbst Säfte und Smoothies mit zuckerreichen Früchten, das alles ist einfach schädlich, auch wenn Ihnen die Werbung das Gegenteil verspricht!
Fruchtzucker wird zwar, bezogen auf den glykämischen Index, besser verstoffwechselt. Aber Fruchtzucker erhöht die Harnsäure, stört die Fähigkeit der Leber, Fett zu metabolisieren, der erwünschte HDL-Cholesterinwert geht in den Keller.
Dabei fängt die Stoffwechselentgleisung durch Zuckerkonsum schon im Darm an: Zucker schädigt das Mikrobiom und führt zu entzündlichen Prozessen. In der Folge werden unsere Organe geschädigt, auch unser Gehirn. Demenz wird heute auch als Diabetes Typ-3 im Gehirn bezeichnet. Und dann ist da die nicht-alkoholische Fettleber, eine Erkrankung, die schätzungweise 30 % der Europäer betrifft. Auch für diese Erkrankung wird Zucker mitverantwortlich gemacht.
Zucker führt zu Verklebung der Faszien
Zu viel Zucker führt auch dazu, dass Faszien steifer und unelastischer werden, dass der Stoffwechsel im Gewebe leidet. Wenn die Zuckerkonzentration im Blut hoch ist, verkleben kollagene Fasern im Bindegewebe. Die Matrix des Bindegwebes wird zäher und dickt ein. Zwischen den Kollagenfasern in Gefäßwänden und anderen Faszien bilden sich feste „Zuckerbrücken“, das Bindegewebe wird steif und unelastisch. Das nennen die Wissenschaftler Glykosilierung oder Glykierung.
In den Faszien kommt es durch zu viel Zucker zu Entzündungsprozessen, und nicht zuletzt trägt eine erhöhte Zuckerzufuhr zur Übersäuerung des Gewebes bei. Dabei entstehen freie Radikale, die auch an jene Moleküle im Bindegewebe andocken, die eigentlich Wasser speichern sollten. So nimmt die Fähigkeit des Gewebes zur Wasserspeicherung ab. Es wird trockener und spröder. Dann ist es auch schwieriger, mit Faszientherapie im allgemeinen und Rolfing im besonderen Erfolge zu erzielen. Umgekehrt unterstützen Sie meine Arbeit beim Rolfing und auch der Matrix-Rhythmus-Therapie, wenn Sie auf Ihren Zuckerkonsum achten.
Guter Zucker, schlechter Zucker
Sollten Sie also darauf bedacht sein, jede Art von Zucker möglichst zu vermeiden? Nein, das wäre unsinnig und auch ungesund. Unser Körper braucht Zucker (Kohlenhydrate) - nicht nur als reine Energiequelle, sondern auch für andere Stoffwechselprozesse, z.B. die Reparatur von Zellwänden und die Instandhaltung eines gesunden Lebensraums für die Zellen.
Aber: Zucker ist nicht gleich Zucker. Bis hierhin habe ich von ungesundem Zucker gesprochen. Ungesund sind die meisten kurzkettigen Zucker. Süßgetränke, die weiße Weizensemmel und Gebäck, herkömmliche Nudeln, geschälter Reis., Kartoffeln. Und eben leider auch stark zuckerhaltige Früchte. Also Fruktose.
Ganz allgemein sollten darauf achten, vor allem komplexe, langkettige Kohlenhydrate zu uns zu nehmen, die den Blutzucker- und folglich den Insulinspiegel nur langsam ansteigen und wieder fallen lassen. Auch diese Kohlenhydrate werden langsam u.a. in Glukose umgewandelt, die wir dringend brauchen. Der Vorteil: Wenn wir langkettige Kohlenhydrate zu uns nehmen, hält das Sättigungsgefühl länger an, Heißhungerattacken haben kaum eine Chance. Wenn Sie auf Getreide nicht verzichten möchten, versuchen Sie zumindest Produkte aus weißem Weizenmehl zu meiden. Um Reis und Nudeln zu ersetzen, können Sie Hirse, Amaranth, Quinoa und Buchweizen verwenden. Und es gibt ja inzwischen auch beispielsweise Nudeln aus Vollkorn-Emmer, einer Ur-Form des Weizens. Und die sind wirklich lecker!
Am besten sollten Sie die meisten Kohlenhydrate in Form von Gemüse und Obst zu sich nehmen. In vielen Gemüsesorten sowie in Hülsenfrüchten sind genügend wertvolle Einfach- und Mehrfachzucker enthalten, um den Körper optimal zu versorgen, dazu jede Menge Vitamine, Mineralstoffe und Ballaststoffe. Sogar in Tomaten! Um zu viel Fruchtzucker zu vermeiden, essen Sie beispielsweise leckere Beeren, Melone, Grapefruit, Ananas, Aprikosen und Pfirsiche.
Übrigens, ein Tipp: Wenn Sie Kartoffeln als Salat oder Bratkartoffeln zu sich nehmen wollen, kochen sie die Kartoffel am Tag vorher und bewahren sie diese über Nacht im Kühlschrank auf. Die Kartoffeln werden dann, egal wie sie zubereitet werden, wesentlicih gesünder sein! Man spricht von "resistenter Stärke". Die Insulin-Antwort auf Bratkartoffeln, die am Vortag gekocht wurde, ist wesentlich geringer! Das gleiche gilt für Reis oder Brot oder Pizzateig.
Es gibt auch gesunde Zucker als Süßungsmittel. Sie sind teilweise recht teuer, aber geben Energie und haben wertvolle Funktionen:
- Galactose: mein absoluter Favorit - der "Gehirnzucker", liefert schnelle Energie, Einfachzucker, insulin-unabhängige Aufnahme und Verwertung, also auch bei Insulinresistenz/Diabetes, nicht zum Backen geeignet, interessant: bindet auch Ammoniak
- Tagatose: geringer Insulin-Effekt, Süßkraft ähnlich Haushaltszucker, auch zum Backen geeignet, geringe Absorptionsrate im Darm (wenig Kalorien), wird von Darmbakterien als Nahrungsquelle genutzt
- Ribose: etwa 30 Prozent Süßkraft verglichen mit Haushaltszucker, Energiespender für die Mitochondrien und die ATP-Produktion, kein Insulin-Effekt
- Mannose: wird kaum verstoffwechselt, über Niere und Urin ausgeschieden, bindet auf dem Weg Bakterien (Harnwegsinfekte), also antibiotische Wirkung
- Xylit: nur ein Viertel wird verstoffwechselt, aber zu viel macht Blähungen
- Trehalose: Zweifachzucker aus zwei Glukosebausteinen, die jedoch langsamer verdaut werden, geringere Auswirkung auf Insulinfreisetzung
Sehenswertes Interview im Schweizer Gesundheitsfernsehen
Sehen Sie hier ein sehr hilfreiches Video von QS24 mit dem Titel: Zucker - heimlicher Killer. Die Experten sind zwei Ärzte, Dr. Simon Feldhaus und Dr. Kurt Mosetter. Mosetter hat auch das Buch "Zucker- der heimliche Killer"geschrieben.
Kurt Mosetter ist ein ganzheitlich denkender und arbeitender Arzt, der auch viele Leistungssportler betreut. Zum Ansehen des Videos auf's Foto links klicken. Zu meiner Zeit als BR-Journalistin hat Mosetter mir viele wertvolle Informationen gegeben und Kontakte zu Wissenschaftlern vermittelt, für Radio-Beiträge, die sich mit dem Zuckerstoffwechsel und Zivilisationskrankheiten beschäftigt haben, z.B. für mein BR- Feature über Alzheimer-Demenz.
Wenn Sie noch mehr Details zum Thema Zucker interessieren, zum Beispiel wenn Sie Ihren eigenen Zuckerkonsum als doch etwas problematisch ansehen - hier meine Buchempfehlung.
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